Berlin 11. August 2017
Berlin-Brandenburg – Entwicklungstrends
Die Hauptstadtregion stellt eine enorme Planungsaufgabe für Berlin und Brandenburg dar. Berlin expandiert in alle Richtungen. Der Tagesspiegel berichtet in einer Serie, wie sich Städte und Gemeinden im Berliner Umland auf die Entwicklungen einstellen.
Berlin wächst über sich hinaus und mit dem Umland zusammen
Südlich der Potsdamer Altstadt sitzt die Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg, mit zwei Filialen — in Cottbus und in Frankfurt Oder. Nach dem Mauerfall, mit der Gründung ostdeutscher Länder (darunter Brandenburg) bedurfte es mühseliger Verhandlungen, die mehrfach vor dem Scheitern standen, bevor die Behörde am 1. Januar 1996 die Arbeit aufnahm. Ursprünglich sollte der Staatsvertrag für eine länderübergreifende Planungspolitik nur der Probelauf für eine Fusion von Berlin und Brandenburg sein, die 1999 vollzogen werden sollte. Die Volksabstimmung zur Länderehe scheiterte jedoch. Seitdem bemühen sich der Berliner Senat und die Landesregierung in Potsdam mal mehr und mal weniger erfolgreich um eine Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Die Alternative zur gemeinsamen Landesplanung wäre ein ungesteuertes Wachstum von Berlin und dem umliegenden Speckgürtel, während die kleinen Städte und das platte märkische Land nur im Ausnahmefall wirkliche Entwicklungschancen bekämen.
Besser ist es, einen Ordnungsrahmen zu schaffen und zu regeln, was regelbar ist. Dazu gehören: Wohnen und Arbeit, Mobilität und Energie, Einkaufsmöglichkeiten sowie eine intakte Natur. Der erste sog. Landesentwicklungsplan trat 2009 in Kraft und wird aktuell erneuert.
Die Pläne behandeln im Grunde drei Strukturräume: Berlin, das Berliner Umland und der weitere Metropolenraum. Mit 3,5 Millionen Einwohnern ist die Bundeshauptstadt das politische und wirtschaftliche Zentrum der gesamten Region. In Deutschland ist nur München dichter besiedelt. Aber der Speckgürtel, der sich um Berlin legt, wächst kräftig. Bis 2030 ist nicht nur in der Landeshauptstadt Potsdam mit einem zweistelligen Bevölkerungswachstum zu rechnen, sondern auch in Schönefeld, Teltow, Dallgow-Döberitz, Stahnsdorf, Großbeeren, Wildau, Wustermark und Velten. Das südlich und westlich von Berlin gelegene Umland profitierte bisher besonders von der unmittelbaren Nachbarschaft zur Hauptstadt. Dagegen laufen einige Städte und Gemeinden, die an den Rändern Brandenburgs liegen, demografisch leer. Besonders betroffen von der Landflucht sind Guben, Lauchhammer, Lychen, Rheinsberg, Seelow und Treuenbrietzen.
Die Mieten und Immobilienpreise haben so in beliebten Regionen am Rande Berlins längst großstädtisches Niveau erreicht.
Nicht nur der Wohnungsmarkt, auch der Nah- und Fernverkehr ist von dieser Entwicklung betroffen: Inzwischen pendeln täglich etwa 200.000 Brandenburger nach Berlin, während nur 80.000 Berliner in die märkische Umgebung pendeln. Der Trend ist steigend, neuen Prognosen zufolge werden die Bahn- sowie Straßenverbindungen schon in naher Zukunft überlastet sein.
Die Berliner Morgenpost berichtet weiter, dass nirgendwo in Deutschland die Fahrgastzahlen im Regionalverkehr so stark wie in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg steigen. Sie haben sich in den vergangenen 16 Jahren nahezu verdoppelt. Angesichts dieser Entwicklung planen die Länder und der VBB nun spürbare Angebotsverbesserungen. So sollen auf den am stärksten nachgefragten Verbindungen künftig mehr Züge fahren. Und damit es weniger Verspätungen gibt, sind auch Veränderungen im bisherigen Liniennetz geplant.
VBB-Chefin Susanne Henckel reagiert positiv auf das Wachstum und plant mehr Zugfahrten sowie mehr Flexibilität im Angebot.