Berlin 21. Dezember 2017
Immobilien-Crowdinvesting: Unser Jahresrückblick 2017
Ständige Weiterentwicklung und Innovation sind Leitwerte von ALPIN INVEST. In diesem Zusammenhang haben wir 2017 eine neue Art der Finanzierung getestet: Crowdinvesting. Im Vorfeld gab es viel zu lesen, um die noch junge Branche zu erkunden — die Presse hatte einige Schlagzeilen parat. Die für uns wichtigsten Meldungen aus dem Immobilien-Crowdinvesting sowie unsere Erfahrungen haben wir für Sie nachfolgend zusammengefasst.
Die Schwarmfinanzierung ist eine Möglichkeit zur Finanzierung von Projekten, Existenzgründungen und Unternehmen und stammt ursprünglich aus den USA. Das Kapital wird über eine Vielzahl an Geldgebern über ein Onlineportal zur Verfügung gestellt. Statt weniger großer Geldgeber werden viele Mikro-Investoren angesprochen, die schon mit sehr kleinen Beträgen, z. B. 10 oder 50 Euro einsteigen können. Privatanleger haben die Wahl zwischen verschiedenen Investmentprojekten wie bspw. Immobilien, Start-ups oder grüne Projekte. In Deutschland begann alles 2011 mit der ersten erfolgreichen Crowd-Finanzierungsrunde eines Start-ups seitdem wächst der deutsche Crowdinvesting-Markt stetig. Im Durchschnitt sind die vermittelten Finanzierungsvolumen ca. 8 % im Monat gestiegen. Lag das Gesamtvolumen des durch Crowdinvesting eingesammelten Kapitals in Deutschland im Jahr 2011 noch bei mageren 0,45 Mio. Euro, ging es in den letzten Jahren ohne Rückschläge immer weiter bergauf. In diesem Jahr liegt das Transaktionsvolumen bei etwa 57 Mio. Euro. Und damit nicht genug: Laut Prognose wird im Jahr 2021 ein Transaktionsvolumen von 264 Mio. Euro erreicht; dies entspricht einem jährlichen Wachstum von 46,5 % (CAGR 2017–2021).
Diese Zahlen bestärkten uns in dem Gedanken, Crowdinvesting auszuprobieren und so fanden sich für unser Berliner Objekt “Westendallee” über die Online-Plattform von Bergfürst im November zahlreiche Investoren — und zwar in nur wenigen Tagen. Die Emission war ein voller Erfolg. Parallel zu unserer positiven Erfahrung zogen dunkle Wolken am Crowdinvestment-Himmel auf. Ende November verkündete die Berliner Crowdinvesting-Plattform Innovestment, die 2011 an den Start ging, ihre Insolvenz. Nach eigenen Angaben wurden über die Plattform 40 Projekte mit einem Beteiligungswert von 6,6 Millionen Euro finanziert. Einige Tage später machte die Pleite eines Immobilienprojektes Schlagzeilen, für das über die Finanzierungsplattform Zinsland rund 1,25 Millionen Euro von knapp 300 Anlegern eingesammelt wurde — dieses Geld ist wohl verloren. Die Immobilien Zeitung sprach von einer “Schwarmpleite” als “wichtiges Warnsignal”.
Zuversichtlicher sahen die Meldungen zu Beginn des Jahres 2017 aus; wallstreet:online titelte mit “Immobilieninvestitionen für jedermann” und beschrieb einen wachsenden Markt mit hohem Renditepotenzial und zunehmendem Investorenstamm. Ende Januar ging die neue Plattform TodayCapital an den Start — dessen erstes Finanzierungs-Projekt war ein Baukonzept mit sozialem Anspruch gegen die Wohnraumknappheit in Deutschland. Im März wurde eine neue Crowdinvesting-Plattform von Engel & Völkers Capital AG und der kapilendo AG tätig, die Engel & Völkers Capital. Engel & Völkers als ein weltweit führendes Dienstleistungsunternehmen in der Vermittlung von hochwertigen Wohn- und Gewerbeimmobilien setzte damit ein Zeichen in der Branche.
Im Mai wurde es unruhig: Die Abgeordneten des Bundestags diskutierten die Evaluation des Kleinanlegerschutzgesetzes, das Mitte 2015 in Kraft trat. Eine strengere Regulierung von Crowdinvesting in Immobilien wurde befürchtet; dies hätte Privatanleger künftig wieder ausgeschlossen. Im Ergebnis der Diskussionen kam es allerdings nicht zu einer Prospektpflicht für Crowdinvesting-Angebote. Eine zweite Evaluation des Kleinanlegerschutzgesetzes ist für 2018 geplant. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Bundesverband Crowdfunding werden sicher aktiv dabei sein bzw. entsprechende öffentliche Stellungnahmen abgeben.
Durch n‑tv.de, die FMH-Finanzberatung und das Deutsche Institut für Service-Qualität wurde Ende Juni der jährliche Zins-Award verliehen. Der Preis soll Verbrauchern helfen, sich im Dschungel der Finanzangebote besser zurechtzufinden. Der Sonderpreis ging an Exporo, eine Crowdinvesting-Plattform für Immobilien, die im Sommer die 70 Mio. Euro Grenze an vermitteltem Kapital geknackt hat und mittlerweile über mehr als 60 Mitarbeiter/innen verfügt. Ende August titelte Springer in einem Onlineartikel “Crowdinvesting in Immobilien hat Zukunft” und meinte, die Digitalisierung im Immobiliensektor wirke als Innovationsmotor der eher konservativen Branche.
Die Medien gingen auch offen mit möglich Risiken und Nachteilen um: “Wer Pech hat, verliert alles”, warnt n‑tv im Oktober, bezeichnet Crowdinvesting aber parallel auch als “Renditeturbo”. Jeder Anbieter, der Werbung für Vermögensanlagen macht, muss gemäß § 12 Abs. 2 Vermögensanlagengesetz (VermAnlG) einen deutlichen Warnhinweis veröffentlichen: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Wer dieses Risiko kennt und einen möglichen Ausfall verschmerzen kann, kann auch im kommenden Jahr von renditestarken Crowdinvestitionen in Immobilien profitieren. Wallstreet:online schreibt “Selbstbestimmt in Immobilien investieren”, das bedeutet Unabhängigkeit von den starken Schwankungen der Immobilienaktien an der Börse und keine hohen Gebühren bei Fonds.
So schließt sich der Kreis zu den eingangs erwähnten Werten: Wer selbstständig und unabhängig investieren möchte und das Risiko auf verschiedene Projekte streut, für den ist Immobilien-Crowdinvesting ein guter Anlage-Plan oder zumindest ein Teil davon.